Hintertux mal anders

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In unserem „Leben vor Kind“ sahen unsere Winterwochenenden oftmals so aus, dass wir bei entsprechendem Schneebericht Freitag Abend spontan unseren Bus gepackt haben, in die Berge gedüst sind, entweder auf einem Skigebiets- oder Wanderparkplatz gepennt haben und snowboarden waren bzw., in den letzten Jahren fast ausschließlich, Touren gegangen sind. Zum Abendessen wurde bei Eiseskälte auf dem Gaskocher vor dem Bus gekocht und, wenn ein Schwimmbad in der Nähe war, gab’s sogar ab und zu eine Dusche für uns.
Diesmal verlief unsere Wintersaison-Eröffnung ein wenig anders: Schon vor über einem Jahr, also zu einem Zeitpunkt, als wir noch gar nicht wussten, dass wir dann zu viert sein werden, hat uns Peters Vater für ein verlängertes Wochenende von Freitag bis Dienstag ins Viersternehotel Vierjahreszeiten in Hintertux eingeladen.

Die Anreise


Mit dem Packen habe ich bereits Donnerstag Vormittag begonnen und mit Chariot sowie Equipment fürs Schlittenfahren, Schneeschuhgehen und Snowboarden war unser Bus ähnlich voll wie für unseren 2-monatigen Elternzeitroadtrip. Mit Mühe und Not haben wir auch noch die Kinder reingekriegt und haben es gerade noch rechtzeitig zum 5-Gänge-Abendmenü geschafft und das, obwohl Peter schon um halb drei Feierabend gemacht hat. Da Nora an dem Tag keinen Mittagsschlaf gemacht hatte, waren wir fest davon überzeugt, dass sie mehr oder weniger die komplette Hinfahrt schläft und wir mit einer fürs erste ausgeschlafenen Nora speisen können. Als sie dann in Mayrhofen immer noch nicht eingeschlafen war, änderten wir unsere Taktik. In Madseit, 5 Minuten vor Hintertux, ist sie dann sämtlicher Wachhaltemanöver unsererseits zum Trotz in den Tiefschlaf gefallen. Mit diesen 5 Minuten Powernap war sie dann aber nicht nur während des Essens fit, sondern ist wie das Duracell-Häschen bis um halb zwölf durch unser Zimmer bzw. unsere Suite gepest, nur unterbrochen durch ein Bad, das dadurch nötig wurde, dass sie sich vor unserer Abfahrt die Box mit den Trockenpflaumen aus der Küchenschublade stibitzt und halb einverleibt hatte…

Tag 1

Länger als bis halb sieben zu schlafen, war uns natürlich trotzdem nicht gegönnt. Dafür erwachten wir im Winterwonderland! Es hatte den kompletten gestrigen Tag und die Nacht geschneit. Und es schneite weiter! „Normalerweise“ wären wir jetzt mit der ersten Gondel hochgefahren, um möglichst viel des jungfräulichen Powders ordentlich zu bearbeiten. Aber eine Schneeschuhtour bei diesen hochwinterlichen Verhältnissen hat auch was. Ein Kind in der Kraxe fühlt sich ja auch fast so an wie ein Snowboard (und ein paar Pflastersteine) auf dem Rücken. Und überhaupt, der Weg ist das Ziel und das Abfahren wird sowieso überbewertet ;-). Es war zwar recht zeitaufwendig und auch etwas nervenaufreibend, sich selbst, ein übermüdetes, sich mitten in der Trotzphase befindendes Kleinkind und einen zwei Monate alten Säugling in einem 25 Grad warmen Hotelzimmer warm und wasserfest einzupacken, aber 1,5 Stunden später waren wir dann soweit und stapften gegen 11 Uhr los zur Bichlalm, Nora in der Kraxe und Jakob im Ergobaby. Noras und damit auch unsere Laune besserte sich schlagartig. Wieder waren wir uns sicher, dass es nicht lang dauern würde, bis sie eingeschlafen ist. Doch sie war so geflasht von dem vielen Schnee, dass sie die ganze Zeit „O Tannenbaum“ sang. Nach knapp zwei Stunden, ca. 10 Minuten vor dem Ende unserer Tour, war sie dann allerdings kurz vor’m Einschlafen, aber dieses Mal siegten wir und freuten uns schon darauf, den Sauna- und Fitnessbereich aufzusuchen, während sie im Hotelzimmer ihren Mittagsschlaf macht. Nur war ihre Müdigkeit dann urplötzlich wieder komplett verflogen, als wir sie ins Bett legen wollten. Irgendwann klappte es dann aber doch noch und so war Peter und mir jeweils eine Dreiviertelstunde trainieren bzw. saunieren gegönnt, bevor’s dann zu viert ins Schwimmbad ging.


Ein paar Tipps zum Schneeschuhgehen mit Babys/Kleinkindern

Keine zu langen Touren machen. Wenn die Kinder nicht zwischendurch mal selber laufen, was schwierig ist im Tiefschnee, kühlen sie in der Kraxe trotz wärmster Kleidung aus. (Nora hatte trotz dicker Goretex-Handschuhe und -Stiefeln kalte Hände und Füße.) Und Stillen im Stehen bei Schneetreiben ist auch nicht das Wahre. Im Winter und vor allem, wenn’s schneit, über den Ergobaby eine wasserdichte Jacke anziehen, die man noch zukriegt. (Ich hatte eine etwas weitere Snowboardjacke vom Peter an). Nicht vergessen: Die Gesichter der Kinder mit Kälteschutzcreme (z.B. Wind- und Wetterbalsam von Weleda) einschmieren.

Tag 2

Der zweite Tag verlief recht ähnlich, nur, dass wir die Schneeschuhe und die Kraxe gegen Schlitten und Grödeln eintauschten.


Tag 3 

Für Tag 3, für den strahlender Sonnenschein vorhergesagt war, hatten wir den Plan, alle zusammen mit der Gondel ins Skigebiet hochzufahren und uns dort mit dem Snowboarden abzuwechseln, während der andere sich mit den Kindern vor bzw. in der Sommerbergalm vergnügte. Wir besorgten uns also eine Tageskarte und eine Berg- und Talfahrt. Kurz vor’m Einsteigen in die Gondel wurden wir dann allerdings von den sehr pflichtbewussten Liftbeamten darüber aufgeklärt, dass wir mit nur einer Tageskarte keine 2 Snowboards mit hoch nehmen dürfen. Dass man mit zwei kleinen Kindern sowieso nicht zusammen snowboarden könne, war für sie kein Argument. Also hat der Peter ein Board zum Auto zurückgebracht, während ich mit der brüllenden Nora an der Gondel gewartet habe, was bei den Liftbeamten dann wohl doch ein schlechtes Gewissen ausgelöst hat. Aber den Gefallen, ihr schlechtes Karma mit ein paar Gummibärchen wieder wett zu machen, hat Nora ihnen nicht gemacht. Also hieß es oben, nachdem Peter seine 1,5 Stunden Snowboarden absolviert hatte, erstmal Bindung umschrauben, da er regulär fährt und ich goofy. Trotz des suboptimalen Setups, der recht begrenzten Zeit und der Tatsache, dass wir nur auf der Piste fahren konnten, hat es sich einfach gut angefühlt, mal wieder auf dem Brett zu stehen.
Vor dem Abendessen ging’s dann nochmal ins Schwimmbad und dann ist Nora aufgrund ihres ausgefallenen Mittagsschlafs und des Schlafmangels der letzten Tage doch tatsächlich am Tisch sitzend eingeschlafen…


Ein paar Tipps zum abwechselnd Snowboarden bzw. Skifahrern mit Babys/Kleinkindern 

Am besten etwas zeitversetzt in die Gondel einsteigen. Derjenige mit der Berg- und Talfahrt sollte die Kinder nehmen (und keinen Helm aufsetzen), der mit dem Tagesticket das Equipment. Sonnencreme und -brille für die Kinder nicht vergessen. Und auch ganz wichtig: Spielzeug einpacken. Was sich gut zum Spielen im Schnee und auch in der Hütte eignet und nicht viel Platz wegnimmt, sind Schleich-Tiere. Die Empfehlungen bezüglich dem Gondelfahren und der Höhe, die man mit Babys/Kleinkindern nicht überschreiten sollte, gehen recht weit auseinander. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass weder Nora noch Jakob Probleme mit dem Druckausgleich beim Gondelfahren hatten und nachdem wir uns ja bereits ein paar Tage auf 1.500 akklimatisiert hatten, hielten wir eine Höhe von 2.100 für unbedenklich, was sich dann auch bestätigt hat.

Fazit


Es waren drei echt tolle und abwechslungsreiche Tage im Schnee, bei denen wir glaube ich alle auf unsere Kosten gekommen sind. Wir haben es sehr genossen, uns mal um nichts kümmern zu müssen und auch ein kleines bisschen Zeit für uns selbst zu haben. Vielen Dank an Peter Senior für diese großzügige Einladung!
Trotz allem wird ein Hotelaufenthalt nicht unsere bevorzugte Art von Urlaub werden. Wintercamping wie in unserem früheren Leben wird es für uns die nächsten Jahre aber wohl auch nicht mehr geben. Mit nur einem Kind war das noch gut zu bewerkstelligen, aber mit 2 Kindern gerät man da in einem VW-Bus leider doch an seine Grenzen. Aber es gibt ja auch noch diverse Optionen dazwischen. Und man kann auf jeden Fall auch mit Kindern bevor sie selbst mit dem Skifahren oder Snowboarden beginnen, Spaß im Schnee haben.


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