Mit unseren beiden Kids draußen zu sein und mit ihnen zusammen unsere Leidenschaft fürs Campen, Wandern, Biken und Wintersport auszuleben, ist für uns das Größte, auch wenn diese Aktivitäten mittlerweile doch etwas anders aussehen als früher. Wir hätten es nie für möglich gehalten, aber man wird da mit der Zeit wirklich sehr genügsam. Während früher ein Tag im Skigebiet, an dem es nicht mindestens 20 cm Neuschnee hatte, für uns Zeit- und Geldverschwendung war, sind wir jetzt schon happy, wenn wir mit unseren Kids 4 Stunden lang immer wieder den gleichen Anfängerschlepplift auf Kunstschnee fahren können.
Der Wunsch
Nichtsdestotrotz war der Gedanke, nach 4 Jahren mal wieder einen Tag oder vielleicht sogar ein ganzes Wochenende zu zweit zu verbringen, äußerst verlockend. Zumindest mal eine Nacht das Bett nicht mit mindestens einem querliegenden Kind zu teilen. Nachts nicht aufstehen zu müssen, weil das Babyphone „ich muss Pipi“ quäkt und, ja, ausschlafen zu können. Ein Wort, das sich nicht mehr in unserem aktiven Wortschatz befindet. Zu frühstücken, ohne dass mindestens ein Glas umfällt, man eine Butterfinger-Umarmung bekommt und ohne meistens in Wutanfällen endenden Diskussionen, dass man sich nicht nur von Nutella ernähren kann, auch wenn diese noch so gut schmeckt. Nur sich selbst anzuziehen, die Zähne zu putzen und innerhalb kürzester Zeit startklar zu sein für Aktivitäten wie in unserem „Leben vor Kindern“.
Die Rahmenbedingungen
Wir sind zwar in der noblen Situation, dass die Großeltern tatsächlich nur 15 Gehminuten entfernt wohnen. Sie haben ihre Enkelkinder auch echt gern, aber ihr Lebensabendglück besteht nicht unbedingt darin, möglichst viel Zeit mit ihren Enkelkindern zu verbringen. Und da wir sie sowieso schon oft an Kitaschließ- und Kindkranktagen in Anspruch nehmen, haben wir gewissen Skrupel, sie auch noch für die Kinderbetreuung zu unserem Privatvergnügen einzuspannen. So sind wir seit der Geburt unserer Tochter neben ein paar Kinobesuchen eigentlich nicht in den Genuß von Zeit zu zweit außer Haus gekommen. Nicht zuletzt auch dadurch bedingt, dass unsere Kinder bislang nicht alleine einschlafen und dementsprechend beim Vorschlag, mal bei Oma und Opa zu übernachten, nicht gerade in Freudenstürme ausgebrochen sind, gelinde gesagt.
Geholfen hat uns hier der Nikolaus. Der hat sich nämlich gewünscht, dass sie mal bei Oma und Opa übernachten, damit wir ins Kino gehen können.
Dieser Test ist dank der tollen Schlafhöhle, die der Opa gebaut hat, so positiv verlaufen, dass sie am nächsten Tag am liebsten gleich wieder dort übernachtet hätten. Somit stand einem Weihnachtsgeschenk in Form eines Wochenendes zu zweit außer Haus nichts mehr im Wege, quasi ein 2in1-Weihnachtsgeschenk, von den Großeltern für uns und von mir (Kathy) organisiert als Überraschung für Peter. Und zwar sehr zeitnah, am Heilig-Drei-König-Wochenende.
Der Plan
Der Plan, an dem Wochenende Ski- bzw. Schneeschuhtouren zu gehen, stand schnell fest. Kurz kam der Gedanke auf, ganz klassisch in ein Wellness-Hotel irgendwo in den Bergen zu gehen, um auch mal wieder zu zweit in die Sauna gehen zu können. Das ganze Drumherum ist aber nicht so unser Ding und mehrere hundert Euro fürs gemeinsame Saunieren auszugeben, wäre dann doch etwas übertrieben gewesen. Durch Zufall (oder einen ausgeklügelten Algorithmus) bin ich dann über einen Artikel auf Bergwelten.com gestolpert, in dem 7 Berghütten mit Sauna vorgestellt wurden. Somit stand der Plan: Freitag Abend die Kinder im Hotel „Omaopa“ einchecken, mit unserem Camper irgendwo bei Kitzbühel stehen, Pizza in unserem [amazon_textlink asin=’B00J06SMYG‘ text=’Omnia Camping-Backofen‘ template=’ProductLink‘ store=’90834765445-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’8791e66c-f991-11e8-b46d-d7445b919a18′] backen, am Samstag nach einem Weißwurstfrühstück im Camper zur Bochumer DAV-Hütte aufsteigen und evtl. noch eine kleine Tour machen, anschließend „gmiatlich“ in die Sauna und abends 3-Gänge-Menü. Und am Sonntag dann von der Bochumer Hütte aus eine größere Tour. Und das Ganze trotz Zweibettzimmer für nur einen Bruchteil dessen, was uns ein Wellness-Hotel gekostet hätte. So die Theorie.
Die Planänderungen
Die erste Planänderung resultierte daraus, dass ich in meiner Romantisierung nicht bedacht hatte, dass wir unseren Camper bei den Temperaturen ja nicht einfach samt Wasser/Abwasser unbeheizt über Nacht stehen lassen können. Sprich, wir müssten vor dem Aufstieg am Samstag noch die wenig romantische Dumping-Action erledigen und dafür erstmal einen geeigneten Platz finden.
Der neue Plan sah dann folgendermaßen aus: Freitag Abend ohne Wasser im Camper vor der Therme in Bad Aibling stehen, dort wellnessen und Abendessen, Samstag frühstücken im Romanicum in Rosenheim und anschließend Richtung Kitzbühel. Auch gut.
Für das Wochenende wurden inzwischen enorme Neuschneemengen vorhergesagt. An sich ja eher etwas, worüber man sich als Powderjunkie freut. Aber nachdem für das Wochenende in der Gegend Lawinenwarnstufe 4 vorhergesagt war, mussten wir uns von unseren Plänen, Touren zu gehen, verabschieden. Wir sind zwar auch in unserem „Leben vor Kindern“ in der Hinsicht keine allzu großen Risiken eingegangen, aber mit Kindern ist das für uns ein absolutes No-Go.
Diese Planänderung fanden wir jetzt nicht mehr ganz so gut. Aber naja. Machen wir halt das Beste draus.
Dann ging’s los. Nach einem stressigen Nachmittag mit Packen und 2 aufgedreht-wusligen Kindern („fahren wir jetzt endlich zu Oma und Opa?“) haben wir die Kinder samt ihrem Rollköfferchen bei den Großeltern abgeliefert. Mit denkbar schlechtem Gewissen, denn die Stimmung bei den Kindern war müdigkeitsbedingt inzwischen gekippt. Sie besserte sich dann aber schlagartig und so war die Verabschiedung für uns fast schwieriger als für die Kids.
Auf der Autobahn dann erstmal aufatmen. Und Gespräche führen, ohne dabei in jedem 2. Satz unterbrochen zu werden. Der Gedanke kam auf, dass viele unserer Streitereien durch die Kinder bedingt sind und unser Umgang miteinander gleich so viel harmonischer ist, wenn wir mal ein bisschen Zeit nur für uns haben.
Keine 15 Minuten später ist dann ein Thema aufgekommen, bei dem wir uns so dermaßen in die Haare gekriegt haben, dass wir kurz davor waren, wieder umzudrehen. Die Stimmung in der Therme Bad Aibling war dann erstmal im Eimer.
Der restliche Abend verlief dann aber wider Erwarten ganz gut. Wir haben festgestellt, dass der Streit vermeidbar gewesen wäre, wenn wir uns auch im stressigen Alltag mal die Zeit genommen hätten, miteinander zu reden.
Und nach einer Nacht, in der beide durch- und ausschlafen konnten, sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Der nächste Dämpfer kam, als wir feststellen mussten, dass das Romanicum in Rosenheim, in dem wir früher ab und zu mal frühstücken waren, inzwischen dicht gemacht hat. Mit mittlerweile recht großem Kaffeedurst ging’s dann dank TripAdvisor nach Kiefersfelden ins Café Glück, was sich als echter Glücksgriff herausstellte. Mit dem stylischen Flohmarktflair und der originellen Auswahl an Speisen und Getränken würde man so eine Location eher in München im Glockenbachviertel erwarten als in dem kleinen Grenzort.
Wie vorhergesagt, schneite es inzwischen recht ordentlich. Die Bochumer Hütte ist in ca. 1,5 Stunden über eine Rodelbahn zu erreichen. An sich klang das recht safe vom Aufstieg her. Die Vorstellung, dass wir dort oben so eingeschneit werden, dass wir unser „No-Kids-Weekend“ wohl oder übel um ein paar Tage verlängern müssten, hatte zwar was, aber wir haben uns dann doch vorab bei den Hüttenwirten informiert, ob diese Gefahr bestünde. Aktuell wäre die Rodelbahn noch offen, aber was morgen ist, könne man schwer sagen. Hmmm.
Nach einer mehrstündigen Fahrt im Schneckentempo durch hochwinterliche Landschaften haben wir es dann dank Allrad tatsächlich noch bis zum Parkplatz an der Rodelbahn geschafft – und wurden dort von einer weißen Hand auf orangenem Hintergrund begrüßt: Wegen Lawinengefahr gesperrt. Zwar äußerst schade, aber besser so, als erst morgen.
Nächste Planänderung: Wir fahren wieder zurück Richtung Kufstein. In Söll (SkiWelt Wilder Kaiser) soll es die längste beleuchtete Piste von Österreich geben. Dort könnten wir dann zumindest abends noch eine Pistentour machen. Am Parkplatz dann wieder ein Schild, das nichts Gutes verhieß: Explizites Nachtparkverbot. Und die Tiroler meinen das in der Regel wirklich ernst. Dank der Park4Night-App haben wir dann aber in unmittelbarer Nähe einen Stellplatz entdeckt. Dort standen schon ziemlich eingeschneit ein paar weiße Schiffe, aber der Platz war top und hat nix gekostet. Um 5 haben wir uns dann hochmotiviert mit Schneeschuhen und Snowboard auf dem Rücken in Richtung beleuchtete Pisten aufgemacht, mit dem Plan, oben in einer Hütte was zu essen und anschließend abzufahren.Und wieder ein Schild, das unseren Plänen in die Quere kam: Die Piste sei bis 18:15 für Tourengeher gesperrt. Bei Nichtbeachtung sei mit Anzeige zu rechnen. Also gut, dann essen wir halt davor und trainieren uns das Essen anschließend wieder ab. So gab’s erstmal Burger in einer übelsten Apres-Ski-Bar, in der tatsächlich auch noch geraucht werden durfte.
Dann ging’s endlich los, die beleuchtete Rodelbahn hoch. Was für ein Gefühl, sich mal wieder richtig zu bewegen, nur den knirschenden Schnee unter den Schneeschuhen und den eigenen Atem zu hören. Und das alles mit kaum Gewicht auf dem Rücken. Früher hat sich so ein Snowboard am Rücken schon ziemlich schwer angefühlt. Nach jahrelangem Kraxentragen dagegen ist es eine Wohltat. Trotz Schneesturm und der Tatsache, dass es sich nicht um eine einsame Tour, sondern um beleuchtete Pisten handelte, waren die 2 Stunden Aufstieg und die anschließende Abfahrt für uns ein absolutes Highlight. Nicht zuletzt auch dadurch, dass durch den anhaltenden Schneefall auch auf der Piste bei uns sowas wie Powderfeeling aufgekommen ist.
Anschließend haben wir unseren Camper in unsere private Apres-Ski-Bar verwandelt, zumindest getränketechnisch.
Mangels Alternativen ging’s anschließend auf die Piste, in der Hoffnung, dort zumindest gute Schneeverhältnisse vorzufinden. Dem war aber leider nicht so. Durch die Schneemassen konnten die Pisten nicht präpariert werden, aber waren auch leider das absolute Gegenteil von Powderhängen, nämlich zerfahrene Buckelpisten. In Kombination mit null Sicht lag der Spaßfaktor bei minus 10 und so haben wir es – wie in unserem früheren Leben – nach kürzester Zeit bereut, dafür so viel Geld ausgegeben zu haben.
Nach gerade mal zwei Stunden haben wir unser „Pistenvergnügen“ dann abgebrochen und versucht, es positiv zu sehen: Auf diese Weise wurden wir zumindest nicht wieder angefixt vom Powdern und unserem „Leben vor Kindern“. So können wir es auch weiterhin genießen, mit unseren Kids 4 Stunden lang immer wieder den gleichen Anfängerschlepplift auf Kunstschnee zu fahren… Ein Fazit
Wenn man Kinder hat, ist Zeit zu zweit, die man nicht mit der Abarbeitung von ToDo-Listen oder im Halbschlaf auf der Couch verbringt, ungemein kostbar und unglaublich wichtig. Egal wie sehr man die gemeinsame Zeit als Familie genießt. Ob diese Zeit dann so verläuft, wie geplant, ist sekundär. Entscheidend ist, dass die eigenen Bedürfnisse mal wieder in den Vordergrund rücken. Einfach mal wieder Paar und nicht Eltern sein.
Sich gegenseitig Zeit zu zweit zu schenken – sei es zu Weihnachten, zum Geburtstag oder auch nur einfach so – toppt also sämtliche Geschenketipps aus unserem letzten Blogbeitrag 😉
Solche Pläne voller Begeisterung kenne ich.
Natürlich kenne ich auch was oft davon übrig bleibt.
Deswegen wieder mal mein Lieblingssatz „Zum Glück ist es überall (bei allen Familien) so“.
Vielen Dank für diesen schönen Blog-Beitrag, hat sich echt schön lesen lassen.
Macht weiter so, wenn zwischendurch irgendwie Zeit dafür bleibt.
Ich lese eure Beiträge schon seit dem Korsika-Trip und bin begeistert.
Nächstes Wochenende sind wir wieder mal unterwegs und ich bin schon gepannt was dabei raus kommt.
Lassen wir uns überraschen.
Hallo Thomas,
danke für das nette Feedback und viel Spaß weiterhin bei euren Outdoorabenteuern, ob mit oder ohne Kind?
Viele Grüße
Peter