In Teil 1 ging’s um die Gründe, weshalb wir uns von unserem VW-Bus getrennt haben und uns für einen Pick-Up-Camper entschieden haben. Und darum, wie wir unser neues Adventure-Mobil gefunden haben. Jetzt gibt’s einen ersten, ungeschönten Erfahrungsbericht.
Unser neues Familienmitglied
Obwohl wir das Glück hatten, im Rahmen unserer Suche im deutschsprachigen Raum einen Treffer nicht allzu weit weg, nämlich nahe Nürnberg, gemacht zu haben, war’s etwas aufwendiger, das Ding zu holen. Da bei den Bimobil-Pick-Up-Campern die Wohnkabine nicht auf der Pritsche, sondern auf der Ladefläche aufgesetzt wird, mussten wir – bzw. das hat Peter dann alleine gemacht – nach der Besichtigung noch zweimal hochfahren: Einmal, um den Camper samt Wohnkabine zu holen und dann nochmal ohne Wohnkabine, um die Pritsche zu holen – samt Kran, um diese auf- und abzusetzen. Diese erste Fahrt war schon recht abenteuerlich, es hatte geschneit und der Camper hatte noch Sommerreifen montiert. Dass die Reifen zudem auch schon so alt wie der Camper waren, nämlich knapp zwölf Jahre, haben wir dann erst beim Reifenwechseln bzw. beim Bestellen von neuen Reifen erfahren…
Vor dem ersten Ab- und vor allem wieder Aufsetzen der Kabine hatten wir etwas Respekt, muss doch der Pick-Up mehr oder weniger zentimetergenau unter der Kabine platziert werden. Trotz zweier Kinder, die währenddessen um uns herumgewuselt sind, hat’s dann aber erstaunlich gut und schnell geklappt. Trotzdem haben wir uns dazu entschieden, die Kabine nicht ständig auf-und abzusetzen, um den Pick-Up auch als Alltagsfahrzeug nutzen zu können. Der Hauptgrund ist der, dass wir in unserer mit diversen Fahrrädern uns sonstigem Outdoorequipment vollgestopften Garage keinen Platz für die Pritsche und den Kran gehabt hätten. Insofern haben wir diese bei Peters Eltern in Franken untergestellt, für den Fall, dass wir uns irgendwann mal wieder von unserem „Bimi“ trennen sollten. Der Pick-Up kann zwar auch ohne Pritsche gefahren werden, allerdings hat man dann kaum Stauraum. Um die Kinder in die Kita zu fahren und einkaufen zu gehen, reicht das zwar, aber sobald man auch nur einen Kinderwagen mitnehmen möchte, wird’s schwierig. Von daher haben wir uns, da der VW-Bus bisher unser einzigen Auto war, als Zweitwagen noch eine günstige gebrauchte Familienkutsche zugelegt.
Die ersten Nächte
Mit den neuen Winterreifen und nach einem Check des Pick-Ups durch unsere Werkstatt des Vertrauens, bei dem keine Mängel festgestellt wurden, stand unserer ersten Nacht nichts mehr im Wege. Nachdem wir uns zuvor noch zumindest rudimentär mit der Wohnmobiltechnik vertraut gemacht hatten, ging’s mit Ski und Schlitten nach Lenggries zum Brauneck, wo wir am Draxlhang-Parkplatz genächtigt haben, mit einem standesgemäßen Weißwurst-Einweihungs-Frühstück. Die Kids fanden’s super und wir waren auch ziemlich euphorisch, denn gerade beim Wintercamping treten doch die Vorzüge einer Wohnkabine gegenüber einem VW-Bus ziemlich deutlich zu Tage: Kein Geräume, kein Outdoor-Pinkeln und -Kochen und eine warme Nacht für alle vier von uns. Und die nassen Skiklamotten kann man einfach ins Bad hängen. Insofern hatten wir uns am nächsten Morgen nicht allzu sehr darüber gewundert, dass im Bad eine etwas größere Pfütze war.
Ein paar Wochen später – wir hatten unseren Bimi in der Zwischenzeit innen etwas aufgehübscht – war es wieder soweit. Nachdem es Ende Februar mehrere Tage arktische Kälte in Bayern hatte, sind wir am darauffolgenden Wochenende wieder raus gefahren, diesmal zu unserem Secret-Stellplatz am Kochelsee. Es wurde schnell mollig warm in der Kabine, aber komischerweise sprang die Wasserpumpe nicht an. Wir dachten zuerst noch, dass sie vielleicht eingefroren sei und es einfach ein bisschen dauert, bis sie auftaut, aber unsere Hoffnungen wurden zunichte gemacht.
Die ersten Reparaturen
Daraufhin vereinbarten wir unseren ersten Termin beim Campingausrüster Grasberger in Bad Tölz, der auch Reparaturen von Wohnmobilgeräten vornimmt und inzwischen der Campingladen unseres Vertrauens ist. Die Pumpe war wohl komplett verkalkt und die Kälte hatte ihr den Rest gegeben. Wir haben also gelernt, dass man die Wasseranlage regelmäßig entkalken sollte, was der Vorbesitzer wohl nicht getan hatte. Das haben wir dann auch gleich mal in Angriff genommen. Beim Durchspülen mussten wir dann allerdings feststellen, dass aus irgendeinem Grund das Bad plötzlich unter Wasser stand und auch Wasser im Fach der Toilette war, das sich quasi im Boden der Kabine befindet. Nach den ersten Recherchen hatten wir die schlimmste Befürchtung, nämlich, dass durch die Kälte die Wasserleitung geplatzt ist und nun der ganze Unterboden geflutet ist bzw. dass das eventuell schon der Fall war, bevor wir die Kabine gekauft haben und der komplette Boden bereits vermodert ist. Etwas detailliertere Recherchen und ein Telefonat mit einem Servicemitarbeiter von Bimobil ließen uns dann aber hoffen, dass lediglich das Magnetventil der Toilette durch die Kälte gesprengt wurde, was von der Wasserausbreitung und von den Reparaturkosten überschaubar wäre. Auch der Zeitpunkt war denkbar ungünstig, das Ganze ist ein paar Tage vor Ostern passiert und wir hatten schon die ganze Zeit auf Ostern hingefiebert, weil wir da die Gelegenheit hatten, endlich mal ein paar Tage am Stück wegzufahren. Aber auch diesmal bekamen wir schnelle und unkomplizierte Hilfe vom Camping Grasberger: Es lag tatsächlich am Magnetventil und konnte innerhalb eines Tages gefixt werden.
Wieder hatten wir etwas gelernt: Wintercamping ist eine Wissenschaft für sich. Zwar hatten wir nach unserer ersten Nacht schon darauf geachtet, dass die Wasserpumpe komplett leer gepumpt ist, kein Restwasser mehr in den Leitungen ist und die Wasserhähne aufgedreht sind, aber den Punkt „Wintercamping“ in der Gebrauchsanleitung der Toilette hatten wir übersehen… Mit dem Thema „Verhinderung von Frostschäden“ mussten wir uns mit unserem VW-Bus nicht beschäftigen, da hier lediglich ein portabler Frisch- und Abwasserkanister in unserem Küchenmodul verbaut war.
Ostern ging’s dann bei recht durchwachsener Wettervorhersage zum Gardasee. Hier haben wir dann einen wesentlichen Nachteil des Pick-Up-Campers gegenüber unserem VW-Bus zu spüren bekommen: den Spritverbrauch. Mit ca. 15 Litern verbraucht er ungefähr doppelt soviel. Aber gut, das war uns davor schon klar. Während der Karfreitag wettertechnisch noch ganz gut war, gab’s am Samstag Dauerregen. Darüber waren wir aber gar nicht so unglücklich. Die Vorstellung, mit zwei kleinen Kindern bei ein oder mehreren Tage Dauerregen im VW-Bus unterwegs zu sein, hatte uns, als es um die Destination unseres zweiten Elternzeitroadtrips ging, dazu bewogen, nach Sardinien/Korsika zu fahren und nicht nach Skandinavien. In unserem Pick-Up-Camper ließ es sich dagegen auch bei Dauerregen gut aushalten. Wir haben gemütlich Tee getrunken, zwei von uns haben im Alkoven Mittagsschlaf gemacht und die anderen beiden haben unten Bücher angeschaut. Die nach einem kurzen Ausflug an den See durchweichten Klamotten/Schuhe haben wir ins Bad verfrachtet. Wirklich getrocknet sind sie da zwar nicht, aber zumindest gingen sie uns nicht im Weg um.
Bei unserem kurzen Ausflug nach draußen mussten wir allerdings feststellen, dass ein Reifen plötzlich deutlich weniger Luft hatte als die anderen. Nach ein paar Anrufen bei den Reifenhändlern in der Gegend war uns klar, dass wir vor Dienstag keinen neuen Reifen bekommen würden bzw. noch nicht einmal bestellen könnten. Wir hätten es zwar ohne Probleme noch ein paar Tage länger am Gardasee ausgehalten, allerdings mussten wir beide am Dienstag wieder arbeiten. Also ging’s erstmal zur nächsten Tankstelle, um den Reifen wieder aufzupumpen und ihn anschließend zu beobachten. Als er am nächsten Tag nur minimal Luft verloren hatte, beschlossen wir, wie geplant am Ostermontag heimzufahren und ihn bei Bedarf unterwegs wieder aufzupumpen. Unterwegs aufpumpen war zwar gar nicht nötig, aber das Problem des schleichenden Plattens haben wir nach wie vor, und das, obwohl die Reifen nagelneu sind.
Die Sorge um einen eventuell größeren Wasserschaden im Boden der Wohnkabine ließ uns keine Ruh. Zudem waren uns noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, die repariert werden mussten. Von daher haben wir einen Servicetermin bei Bimobil vereinbart, um die komplette Kabine durchchecken zu lassen. Das meiste waren tatsächlich nur Kleinigkeiten – bis auf den Boden. Es bestand hier zwar kein Zusammenhang mit der Toilettenflutung, aber die Bodenplatte hatte sich an einigen Stellen gelöst, wodurch die Gefahr bestand, dass Wasser von unten eindringt bzw. bereits eingedrungen ist. Nach einem ersten Check mit aufgesetzter Kabine war das Ausmaß nicht klar ersichtlich, aber die genannte Preisspanne, in der sich die Reparatur bewegen würde und v.a. der Satz „dann muss man schauen, ob sich eine Reparatur noch lohnt“ ließ uns erstmal schlucken bzw. eine recht schlaflose Nacht verbringen. Die Entwarnung kam dann gottseidank am nächsten Vormittag: Es müsse nicht der komplette Boden erneuert werden, sondern es reiche, die Platte vollständig abzunehmen, zu reinigen und neu zu verkleben. Dafür fiel zwar auch schon eine Summe im nicht ganz unteren vierstelligen Bereich an, aber damit ist unser Boden jetzt für die nächsten 10 Jahre oder so gerüstet und wir wissen nun, dass sich die Kabine in einem guten Allgemeinzustand befindet. 12 Jahre sei wohl auch noch kein Alter für eine Wohnkabine.
Bliebe jetzt also nur noch das Problem unseres schleichenden Plattens. Mal schauen, was die Werkstatt unseres Vertrauens, bei der wir nächste Woche einen Termin haben, dazu sagt.
Alles in allem mussten wir also noch einen ganz ordentlichen Batzen Geld reinstecken, um unseren Pick-Up Camper technisch und optisch fit zu machen. Aber das ist ja auch zu erwarten, wenn man einen 12 Jahre alten Camper kauft, von daher hatten wir das einkalkuliert.
Ausblick: Die erste Reise
Anfang August geht’s jetzt dann das erste Mal richtig auf Tour, und zwar für 3 Wochen nach Norwegen. Spannend wird hier auf jeden Fall noch das Thema Stauraum und Zuladung. Und wie lange wir autark stehen können. Strom sollte aufgrund der Solaranlage kein Problem werden. Der begrenzende Faktor wird eher der Wassertank sein. Mit 60l ist dieser relativ überschaubar. Selbst, wenn wir nicht duschen, werden wir damit nicht länger als 2-3 Tage auskommen. Der Pick-Up wurde mit Goldschmitt Blattfedern aufgelastet und bietet damit eine maximale Zuladung von 450kg. Der Fahrer, ein zu 90% befüllter Treibstofftank und sonstige Betriebsflüssigkeiten zählen bereits zum Leergewicht. Da unsere Kids zusammen zumindest bislang nicht mehr als 25 Kilo ausmachen, sollten wir auch zu viert mit der Zuladung gut hinkommen, zumal wir ausnahmsweise mal weder Bikes, noch den Chariot mitnehmen werden. Ein Thema wird eher der Stauraum werden. Mit warmen Klamotten für vier Personen werden die Schränke recht voll werden. Und dann würden wir ja gerne angesichts des Preisniveaus in Norwegen auch einiges an Lebensmitteln mitnehmen… mal schauen. Wenn die Box auf dem Heckträger nicht ausreicht, muss notfalls noch eine Dachbox her.
Eins steht fest: Bei durchschnittlich 20 Regentagen im August an der Westküste werden wir unseren Bimi in Norwegen mit Sicherheit noch mehr schätzen und lieben lernen, als wir es sowieso schon tun – trotz des etwas holprigen Starts.
Ein Gedanke zu “Bimobil Pick-Up-Camper statt VW-Bus – Teil 2: Ein erster Erfahrungsbericht”