Wir haben uns Anfang des Jahres nach fünfeinhalb Jahren schweren Herzens von unserem T5 California Beach getrennt und uns stattdessen einen knapp 12 Jahre alten Pick-Up-Camper zugelegt, genauer gesagt einen Mitsubishi L200 mit einer abnehmbaren Bimobil Husky 230 Wohnkabine.
Zwar hatten wir bislang noch nicht die Gelegenheit, ihn länger als 4 Tage am Stück zu testen, aber es ist höchste Zeit für einen ersten Erfahrungsbericht.
Die Gründe
Die Entscheidung ist uns alles andere als leicht gefallen (siehe Ein Abschiedsbrief). Zum einen, weil wir mit unserem Bus natürlich wahnsinnig viele wunderschöne Erinnerungen verbinden. Zum anderen war er einfach ein sehr treuer Begleiter: Wir hatten ihn damals neu gekauft und in der ganzen Zeit sind keine nennenswerten Reparaturen angefallen. Ein so zuverlässiges und stylisches Fahrzeug gegen einen gebrauchten Camper mit doch einigen Jahren auf dem Buckel einzutauschen, birgt schon ein gewisses Risiko, vor allem, wenn man von KFZ-Mechanik und Wohnmobil-Technik so viel Ahnung hat wie Donald Trump von Politik.
Der Hauptgrund, warum wir es dennoch gemacht haben, war der, dass wir zu viert in unserem VW-Bus nur noch mit großem Räumaufwand bzw. starker Einschränkung, was unser Sportequipment angeht, autark stehen konnten. Nervig war vor allem, die beiden Kindersitze jeden Abend auszubauen, auf den Vordersitzen zu verstauen, sämtliche Taschen darüber zu stapeln und vor jeder Fahrt das gleiche Spiel rückwärts zu spielen. Wenn wir den Chariot dabei hatten, mussten wir die Sitzbank ganz nach vorne schieben, was wiederum bedeutete, dass wir bei schlechtem Wetter den Tisch innen nicht nutzen konnten. Und wenn wir im Winter campen waren, musste zwangsläufig einer im Hochdach schlafen, weil wir zu viert beim besten Willen nicht mehr alle hätten unten schlafen können. Zwar hatten es diejenigen, die unten schlafen durften, trotz aufgeklapptem Dach schön warm, wenn die Standheizung an und die Luke zu war, aber für denjenigen, der oben schlafen musste, war’s kälter als im Zelt, da man bei der einwandigen Konstruktion des Aufstelldachs keinerlei isolierende Luftschicht hat. Wir hatten zwar noch überlegt, uns eine „Mütze“ fürs Aufstelldach zuzulegen, aber das wär einfach noch ein Teil mehr gewesen, das man mitnehmen, befestigen und dann ggf. wieder trocknen lassen muss.
Wir wollen hier aber keineswegs den Eindruck vermitteln, dass ein VW-Bus für eine 4-köpfige Familie kein geeignetes Campingfahrzeug ist. Entscheidend ist die Art und Weise, wie man den Bus zum Campen nutzt. Wir sind nach wie vor überzeugt davon, dass es auch für eine 4-köpfige Familie keinen besseren Camper gibt, wenn man primär in den warmen Monaten unterwegs ist bzw. in warme, regenarme Gegenden fährt, auf Campingplätze geht, dort vielleicht noch ein Vorzelt aufbaut und längere Zeit an einem Ort bleibt. Wobei sich aus unserer Sicht für diese Art von Urlauben ein großes Familienzelt genauso gut eignet bzw. ein Zelt zum Teil sogar Vorteile gegenüber einem Bus bietet. Wenn man aber gerne wild steht, nur für ein, zwei Nächte irgendwo bleiben möchte und viel Equipment dabei hat, wenn man auch mal kältere Regionen mit einer höheren Regenwahrscheinlichkeit bereisen möchte und Wintercamping mag, mussten zumindest wir feststellen, dass das zu viert im VW-Bus nicht mehr so richtig Spaß macht.
Auch gab es diverse Situationen, in denen wir einen Allradantrieb vermisst haben. Von daher waren unsere Anforderungen folgende: vier Sitzplätze, vier Schlafplätze im Inneren, eine Naßzelle, eine Küche und Allradantrieb. Und das zu einem erschwinglichen Preis. Ein Neuwagen war also ausgeschlossen.
Die Suche
Zu Beginn unserer Suche auf mobile.de und Ebay Kleinanzeigen (alle anderen Seiten hatten sich als nicht brauchbar herausgestellt), war noch völlig offen, was für eine Art von Allrad-Camper es werden sollte, da wir uns – in der festen Überzeugung, niemals wieder ein anderes Auto als einen VW-Bus fahren zu wollen – überhaupt noch nicht mit der Thematik befasst hatten. Es hat sich dann allerdings recht schnell herauskristallisiert, dass ein Pick-Up Camper am geeignetsten für uns wäre. Ein richtiges Expeditionsmobil wäre bei einem neueren Baujahr zu teuer gewesen, ein älterer Unimog oder sonstiger Laster in Anbetracht unserer fehlenden Autobastel-Kenntnisse gänzlich ungeeignet. Die erschwinglichen Allrad-Kastenwägen wurden entweder komplett nackt verkauft oder hätten einen umfangreichen Umbau erfordert, um 4 Sitzplätze und 4 Schlafplätze und idealerweise auch noch eine Naßzelle zu bekommen. Der Standardausbau der Pick-Up Wohnkabinen bot dagegen genau das, was wir suchten, in äußerst kompakter Form. Einen großen Vorteil sahen wir auch darin, dass wir hier die Kindersitze nicht mehr umbauen müssen. Zudem verringert sich das Risiko etwas, das mit dem Kauf eines älteren Campers eigentlich immer verbunden ist: Wenn sich wahlweise die Wohnkabine oder der Pick-Up als schrottreif herausstellen sollten, kann man den jeweils anderen Part immer noch nutzen bzw. verkaufen.
Während Pick-Up-Camper in den Staaten relativ verbreitet sind, sind sie hierzulande auf den Straßen und auf dem Gebrauchtwagenmarkt eher selten anzutreffen. Insofern konnten wir uns bei der Suche nicht nur auf den Umkreis beschränken, sondern haben deutschlandweit gesucht. Wir sind dann kurzerhand nach Bern zur Swiss Caravon Salon Messe gefahren, um uns einen Überblick zu verschaffen über die Wohnkabinen der verschiedenen Hersteller. Die Pick-Up-Camper von Bimobil haben uns primär dadurch überzeugt, dass die Kabine nicht, wie bei den anderen Herstellern auf der Pritsche, sondern auf der Ladefläche montiert wird, wodurch man mehr Stauraum hat. Auch finden wir sie durch die kantige Form und die graue Farbe optisch ansprechender als z.B. die Kabinen von Tischer. Last but not least ist Bimobil generell für qualitativ hochwertige Reisemobile bekannt.
Nach dem Messebesuch wussten wir also zumindest schon mal genau, was wir wollten. Das hat die sowieso schon recht spärlichen Treffer auf den Gebrauchtwagenseiten noch mal deutlich verringert. Die Jahreszeit unserer Suche, nämlich Spätherbst bzw. dann Winter war diesbezüglich natürlich auch nicht förderlich. Nach ein paar Wochen, in denen entweder nur uralte Wasserleichen oder fast neuwertige Camper angeboten wurden, war es dann endlich soweit und wir hatten die ideale Bimobil-Pick-Up Kombi gefunden. Dummerweise an einem Montag und das Ding stand im Saarland. Wir hätten es also erst am Wochenende besichtigen können und bis dahin war das gute Stück dann schon weg. Eine weitere Option in der Nähe von Wien scheiterte im fortgeschrittenen Stadium daran, dass der Pick-Up zwar wohl mit 4 Personen genutzt wurde, aber offiziell nur 3 eingetragene Sitzplätze hatte… Um Weihnachten herum war es dann soweit: Wir hatten einen geeigneten Camper in der Nähe von Nürnberg gefunden und sind mit Kind und Kegel hochgedüst. Ohne ihn von einer fachkundigen Person/Stelle checken lassen zu haben, haben wir zugeschlagen.
Einen ersten Erfahrungsbericht, u.a. wie es uns in den ersten Nächten ergangen ist und welche Reparaturen bereits angefallen sind, gibt es demnächst in Teil 2.
2 Gedanken zu “Bimobil Pick-Up-Camper statt VW-Bus – Teil 1: Die Gründe und die Suche”