Möchte man mit Babys, die noch nicht selbstständig sitzen können, Wanderungen unternehmen, die nicht kinderwagentauglich sind, sind Tragesysteme wie die von Ergobaby, Manduca, Babybjörn etc. oder optional Tragetücher das Mittel der Wahl.
Vor allem im Winter stellt es jedoch eine gewisse Herausforderung dar, für sich selbst und das Baby Kleidung auszuwählen, mit der man beim Wandern nicht zu sehr schwitzt und vor allem das Baby auch nicht auskühlt. Und dann kann es ja auch mal vorkommen, dass das (Still)baby Hunger bekommt, wenn gerade weit und breit keine Hütte in Sicht ist. Insofern sollte die Kleidung im Idealfall auch noch outdoorstilltauglich sein.
Wir haben bei unseren zwei Kindern verschiedene Varianten getestet und können folgendes empfehlen:
Tragesystem
Wir verwenden ein Tragesystem von Ergobaby aus der Performance Kollektion, das aus robustem, atmungsaktivem Material besteht. Wirklich wasserdicht ist es nicht, aber anders als Tragesysteme aus Baumwolle, Leinen etc. saugt es sich nicht sofort voll.
Bis zum vollendeten vierten Lebensmonat haben wir unsere Kinder zusätzlich in den dazu kompatiblen Neugeboreneneinsatz gesetzt. Im Winter hat dieser auch den Vorteil, dass er eine weitere wärmende Schicht bildet. Von Ergobaby gibt es zusätzlich ein Winterschutzcover, das wärmt und Schutz vor Feuchtigkeit bietet. Wir haben dieses erst spät entdeckt und es uns jetzt fürs zweite Kind nicht mehr zugelegt. Von daher können wir nichts zur Praktikabilität sagen.
Auch unser Tragetuch (ebenfalls von Ergobaby) haben wir bei Winterwanderungen getestet. Es hat zwar den Vorteil, dass sich das Baby, wenn es unter der Jacke getragen wird, noch näher an den Körper anschmiegt. Allerdings ist es eher unpraktisch, wenn man es unterwegs nochmal neu binden muss, da es sich aufgrund der Länge nicht vermeiden lässt, dass es dabei in den Schnee hängt. Zudem ist ein Nachjustieren aufwendiger bzw. unpraktischer als bei einem Tragesystem.
Kleidung für den (stillenden) Träger
Hier muss man sich erstmal entscheiden, ob man das Baby über oder unter der Jacke tragen möchte. Sehr junge Babys sollten im Winter auf jeden Fall unter der Jacke getragen werden. Es gibt zum einen spezielle Tragejacken (haben wir nicht, von daher können wir keine empfehlen, ggf. einfach mal danach googlen). Eine andere Möglichkeit sind Jackenerweiterungen, die in jede Jacke mit Reißverschluss eingesetzt werden können (z.B. von cocoome). Oder, und das war unsere bevorzugte, wenn auch styletechnisch nicht ganz optimale Option, man zieht als Frau einfach eine weite Outdoorjacke des Partners an.
Das Baby beim Wandern unter der Jacke zu tragen, hat jedoch zwei entscheidende Nachteile:
Da das Baby dann nicht zusätzlich in Jacken und Anzüge eingepackt werden sollte, kann man es nicht einfach mal schnell zum Outdoorstillen rausnehmen, sondern man muss es erst in mitgeschleppte Kleidung bzw. eine Decke, einen Fellsack o.ä. einpacken.
Und auch im Winter lässt es sich beim Wandern mit einem Baby am Bauch fast nicht vermeiden, dass man schwitzt. Wird das Baby nun unter der Jacke getragen, wird auch die Kleidung des Babys feucht, was wiederum dann problematisch wird, wenn das Baby rausgenommen werden muss.
Insofern bevorzugen wir es, unser mittlerweile knapp 5 Monate altes Baby über der Jacke zu tragen. Und zwar je nach Außentemperatur und Witterung entweder über einer Hardshelljacke oder über einer Midlayer Jacke. Mein persönlich bevorzugtes „Bekleidungs-Setup“ obenrum sieht dabei so aus:
Über einem Merino-Sport-BH (z.B. von Icebreaker) trage ich ein weit ausgeschnittenes Merino-Tank-Top (ebenfalls z.B. von Icebreaker) und darüber ein Merino-Longsleeve (z.B. von Ortovox).
Wenn ich unser Kind nun draußen stillen muss, kann ich einfach das Longsleeve hochziehen und den Sport-BH sowie das Tank Top nach unten ziehen. Ich muss also nicht lange rumfummeln und friere mir auf diese Art auch nix ab. Und auch auf der Hütte ist damit ein diskretes Stillen möglich. Optional geht natürlich auch ein spezielles Stillshirt, aber mir ist bislang noch keins aus Merinowolle untergekommen. Und Merinowolle hat einfach den entscheidenden Vorteil, dass sie auch im nassen Zustand noch wärmt (und nicht stinkt, was vor allem dann vor Vorteil ist, wenn man mehrere Tage unterwegs ist und sich gepäckmäßig einschränken muss).
Kleidung für das Baby
Auch hier schwören wir mittlerweile auf Wolle bzw. Fell, wenn wir unser Kind über der Jacke tragen. Wird das Kind unter der Jacke getragen, muss ihm neben normaler Indoorbekleidung plus Mütze nichts weiter angezogen werden, da die Körperwärme des Trägers ausreicht. Aufgrund des fast nicht vermeidbaren Schwitzens des Trägers empfiehlt sich jedoch auch hier Wolle, dank der oben erwähnten Eigenschaften.
Beim Tragen über der Jacke ziehen wir unserem Kind über Body und Strumpfhosen (gäb’s auch aus Wolle, haben wir aber nicht) einen langärmligen Strampler aus Merinowolle an (z.B. von Bock Copenhagen). Und darüber einen Wollwalkanzug mit umklappbaren Enden an den Händen und Füßen (z.B. von Hess Natur). Für die Füße gibt’s zusätzlich Fellschuhe und, falls es ganz kalt ist, für die Hände auch noch Fellhandschuhe unter dem Anzug. Und dazu einen Loopschal und eine Mütze aus Merinowolle (gibt’s alles z.B. handgefertigt bei Dawanda).
Gefütterte Schneeanzüge sind insofern nicht ideal, als dass das Füllmaterial nicht mehr so gut wärmt, wenn es durch die Trage zusammengedrückt wird. Fleece- oder Softshellanzüge gehen auch, allerdings sind die Wärme- und Temperaturausgleichseigenschaften oftmals schlechter als bei Wollwalk. Wenn’s feucht ist, am besten noch einen ungefütterten, wasserdichten Anzug darüber ziehen.
Und ganz wichtig: Kälteschutzcreme für’s Gesicht nicht vergessen (z.B. von Weleda).
Für eine Sache haben wir allerdings selbst noch keine Lösung gefunden: Was macht man, wenn das Baby inmitten der Wildnis bei Minusgraden dringend eine neue Windel benötigt? Über praktische, kreative Vorschläge (jenseits von Wechselkleidung mitnehmen) freuen wir uns 😉
3 Gedanken zu “Winterwandern mit Baby in der Trage: die richtige Kleidung für Mama bzw. Papa und das Baby”