Grindelwald, malerisch am Fuße der berühmten Eiger Nordwand gelegen, ist kein Bergdorf wie jedes andere. Die imposante Bergkulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau wirkt im Sommer in Kombination mit den schneebedeckten Gipfeln, den saftiggrünen Wiesen, den kristallklaren Bergseen und den Bilderbuchkühen fast schon kitschig. Und auch im Winter übt das kleine Dorf im Berner Oberland einen ganz besonderen Reiz aus: Es verfügt über 3 deluxe Skiareale mit rund 220 km Piste und zum Teil recht amüsanten Pistenbezeichnungen wie „Oh God“, in Anlehnung an die Ausrufe amerikanischer Touristen, wenn sie vor dieser Abfahrt stehen. Aber auch von den rund 100km Winterwanderwegen und der mit 15km längsten Rodelbahn Europas hat man fantastische Ausblicke auf die Bergriesen.
Der Reiz von Grindelwald hat sich allerdings weltweit herumgesprochen:
Bei vielen Asiaten steht Grindelwald im Rahmen der „Europa in 10 Tagen“-Tour auf der Bucketlist und etliche zahlungskräftige Araber entfliehen im Sommer den heißen Temperaturen am Golf und machen Urlaub in dem berühmten Schweizer Bergdorf.
Dieses kosmopolitische Flair hat durchaus seinen Reiz: So trifft man z.B. bei der 1-stündigen Wanderung zum Bachalpsee gefühlt Menschen jeder Nationalität und jeden Schlags mit der unterschiedlichsten „Wanderausrüstung“: Vom mit schweren Goldketten behangenen Hip-Hopper aus den Staaten, über herausgeputzte Japanerinnen in High-Heels und Miniröcken bis hin zu barfuß wandernden Hindus. Skurrile Züge nimmt es zum Beispiel auch an, wenn sich komplett verschleierte Frauen eine Sommerrodelbahn herunterstürzen oder mit arabischen Familien vollgeladene Limousinen steilste, für Autos gesperrte Wanderwege hinaufkämpfen.
Allerdings schlägt sich das natürlich in den Preisen nieder. Die Schweiz ist ja sowieso für viele Familien kaum bezahlbar, aber Grindelwald scheint das nochmal zu toppen. So legt man z.B. für die ca. 75-minütige Fahrt zum Jungfraujoch, der höchstgelegenen Bahnstation Europas, sage und schreibe knapp 200 Franken hin, wohl gemerkt pro Person. Aber immerhin inklusive Rückfahrt…
Peters Eltern sind vor über 30 Jahren dem Grindelwald-Virus verfallen und fahren seitdem mehrmals pro Jahr dort hin. So hatten wir die Gelegenheit, diesen Ort sowohl im Sommer als auch im Winter als Familie kennenzulernen. Wir sind jedes Mal hin- und hergerissen in Anbetracht der gigantischen Landschaft einerseits und der Kehrseite der Medaille andererseits: Die Touristenströme, die horrenden Preise, die Landschaftsverschandelung durch „Adventure-Einrichtungen“ wie Cliffwalks, Flying Foxes etc. und die Störung der Bergidylle durch diverse Funsportgeräte, mit denen sich die fußfaulen „Bergfans“ im Sommer ins Tal stürzen.
Wenn man sich für imposante Berge begeistert, sollte man Grindelwald aber auf jeden Fall mal gesehen haben. Und auch als Familie kann man dort eine gute Zeit verbringen, ohne ein halbes Jahreseinkommen da zu lassen.
Hier ein paar generelle Budget Travel Tipps für Grindelwald
1. Auf Campingplätzen übernachten
Es gibt in Grindelwald 4 Campingplätze, die wohl auch im Sommer nicht komplett überlaufen sind: Camping Eiger Nordwand, Camping Gletscherdorf, Camping Holdrio und Camping Sand. Zumindest auf den beiden erstgenannten ist auch Wintercamping möglich, allerdings nur mit Vorab-Reservierung.
2. Lebensmittel von zuhause mitnehmen
Selbst, wenn man nicht Essen geht, sondern sich selbst versorgt, muss man in der Schweiz tief in die Tasche greifen, da auch das Preisniveau von Lebensmitteln deutlich über dem deutschen Preisniveau liegt. Es empfiehlt sich also, zumindest die haltbaren Lebensmittel von zuhause mitzunehmen. Man sollte dabei jedoch die Einfuhrbestimmungen und Freimengen im Hinterkopf behalten. Wir sind zwar bislang noch nie kontrolliert worden an der Grenze, aber man weiß ja nie…
3. Den Grindelwald Bus nutzen
Mit der Gästekarte kann man den Orts- sowie den Skibus gratis nutzen. Diese Busse verkehren recht häufig und stellen für Fahrten innerorts und für Fahrten zu den einzelnen Skigebieten eine gute Alternative zum Auto da, da man bei den öffentlichen Parkplätzen ebenfalls recht kräftig zur Kasse gebeten wird. Bei den Skigebieten fallen die Parkgebühren übrigens zusätzlich zu den sowieso schon recht gesalzenen Preisen für die Tickets an. Aber Achtung: Die Berglinien, die vom gleichen Busunternehmen angefahren werden, sind leider nicht kostenlos.
4. Skipässe vorab online kaufen
Skipässe schlagen natürlich auch ordentlich zu Buche. Mit den sog. Early Bird Skipässen erhält man bis zu 20% Rabatt, vorausgesetzt man kauft seinen Skipass mindestens 21 Tage im Voraus online.
5. Grindelwald besuchen, bevor die Kids 6 Jahre alt sind
Kinder unter 6 Jahren fahren in den Zügen, Bussen und Bergbahnen kostenlos. Für ältere Kinder gibt es zwar auch ganz gute Angebote, beispielsweise gibt es Gratis-Skipässe am Samstag beim Kauf von einer regulären Tageskarte, aber generell wird damit alles deutlich teurer.
6. Auf teure Aktivitäten verzichten
Die Fahrt zum Jungfraujoch ist sicherlich reizvoll und auch für Kinder spannend. Und wenn man darauf steht, macht es bestimmt Spaß, sich mit einem Mountain Cart, einem Trotti Bike oder via Flying Fox den Berg herunter zu stürzen. Auch der Alpenspielplatz Bort lässt wahrscheinliche jedes Kinderherz höher schlagen. Aber das alles hat seinen Preis.
Es gibt aber noch jede Menge anderer Aktivitäten, bei denen man die atemberaubende Bergwelt Grindelwalds erkunden kann und die zum Teil völlig kostenlos sind.
Konkrete Tipps für familienfreundliche und größtenteils geldbeutelschonende Aktivitäten im Sommer und Winter bekommt ihr im zweiten Teil.
2 Gedanken zu “Culture Clash vor imposanter Bergkulisse: Grindelwald mit Kleinkindern – Teil 1: Budget-Travel-Tipps”